Auf Boa Vista

23.09.2010 15:23 von Thorsten Böhnke

Seit einer Woche befinde ich mich nun auf Boa Vista. Die Insel ist der wichtigste Nistplatz für die 'unechte Karettschildkröte', Caretta Caretta auf den Kapverden.

Während bis vor wenigen Jahren Wilderer, diese an Land so schwerfälligen Tiere, gnadenlos zur Fleischgewinnung abschlachteten, hat sich durch die vielschichtige Arbeit der Organisation 'Turtle-Foundation' und der spanischen Organisation Natura2000 die Lage der Schildkröten deutlich verbessert.

Einmal im Jahr kommen die weiblichen, erwachsenen Tiere an Land und bauen an den Stränden Boa Vistas ihre Nester. Sie graben Löcher, in die sie manchmal über hundert Eier legen, die sie dann mit Sand bedecken. Während der gesamten Nistphase sind diese Tiere ausgesprochen hilflos. Diese Hilflosigkeit nutzten Wilderer erbarmungslos aus. Sie drehen die Tiere auf den Rücken und töteten sie auf grausame Weise, denn das Fleisch einer Schildkröte bringt noch immer bis zu 80 Euro auf dem Schwarzmarkt.

Loggerhead Thorsten

Liebe auf den ersten Blick, das urzeitliche Aussehen der Meeresschildkröten verzaubert mich jedes Mal erneut. (Foto: Joana Hancock)

Doch seit drei Jahren haben es die Wilderer nicht mehr so einfach. Die Schildkröten-Schutzorganisation 'Turtle-Foundation' hat internationale Teams aus freiwilligen und aus lokalen Mitarbeitern zusammengestellt, die durch ambitionierte junge Soldaten des kapverdischen Militärs unterstützt werden. Auf drei Camps verteilt wohnen die Schildkrötenschützer in der Nähe des Strandes und gehen jede Nacht an den Niststränden Patrouille. Ich besuchte die Camps und begleitete die Teams bei ihren Strandpatrouillen. Die Zahlen der am Strand geschlachtet aufgefundenen Schildkröten sind auf bis wenige Tiere zurückgegangen, berichtet mir der deutsche Biologe und  Projekleiter Christian Roder. Er sieht die Aufgabe von 'Turtle-Foundation' aber auch in der Aufklärung der Bevölkerung. Mit Vorträgen und Veranstaltungen versucht 'Turtle-Foundation' die Bevölkerung aufzuklären und somit zum Umdenken zu bewegen. So erzählten mir Fischer, die ehemals Schildkrötenfleisch aßen, dass sie es nie mehr anrühren würden. Doch trotz dieser positiven Tendenzen ist die Gefahr für die Meeresschildkröten nicht gebannt. Hotels an den Niststränden und  Lichtemissionen stellen eine neue Bedrohung, insbesondere für die Schlüpflinge, dar. Die Tiere orientieren sich am Licht um ihren Weg ins Meer zu finden und werden durch jegliche künstliche Beleuchtung in die Irre geführt. Ausgerechnet in Lacacao, einem der Hauptniststrände, wird nun ein Hotelkomplex, gebaut der auf der Insel seinesgleichen sucht. Ich befragte die Beraterin der Regierung hierzu und werde versuchen die Vertreter des Bauprojektes vor die Kamera zu bekommen. Ich bin gespannt auf ihre Lösungsvorschläge. Weitere Gefahren drohen den Tieren durch Nesträuber wie Seevögel und Strandkrabben. An manchen Strandabschnitten wird nahezu jedes Schildkrötennest von Krabben angegriffen erklärte mir die Biologin Joana Hancock . „Nächstes Jahr werden wir Nestüberwachungs und Schutzprogramm beginnen dabei können wir möglicherweise Aufzuchtstationen einrichten überlegt die stellvertretende Projektleiterin. Es gibt also nach wie vor Viel zu tun, aber solange junge ambitionierte Menschen einen Teil ihrer Zeit dafür einzusetzen und mit anpacken, kann das Projekt weiterlaufen und nach Möglichkeit noch ausgebaut werden. Für Interessierte ist hier der Link zur Turtle-Foundation .

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